LANGE NACHT

Yoko Ono/John Lennon
Life with the Lions No.2 : »Cambridge 1969«

(Performance)

Two Virgins

Donghee Nam: Gesang
Ignatz: E-Gitarre
Gäste:
Victor Millones: Saxophon
Alexandra Gramatke: Perkussion

Two Virgins spielen gemeinsam mit zwei Gästen eine Re- und Neu-Interpretation des berühmten Stücks von Ono und Lennon. Es wurde am 2. März 1969 in der Lady Mitchell Hall in Cambridge mit Unterstützung von John Tchicai (Saxophone) und John Stevens (Percussion) aufgeführt und erschien später auf der Platte “Unfinished Music No. 2 – Life with the Lions”.
Donghee Nam aus Seoul und Ignatz aus Buenos Aires sind Komponisten, Performance- und Multimediakünstler. Zahlreiche Aufführungen und Projekte, sowohl einzeln als auch in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Ensembles wie Flores Salvajes, Spalt, klub katarakt export, Nelly-Boyd-Kreis usw.

FORMATION WEISSER RAUSCH
Steve Reich (*1936) Electric Counterpoint für Cembalo und Playback

Michael Petermann, Cembalo und MIDI-Sequencing
Dauer 15 min.

Michael Petermann produziert Freies Theater und zeitgenössische Musik. In der Vergangenheit zeigte er Werke von Knuth (UA), Britten, Glass, Sanri-Jandl sowie eigene Bearbeitungen nach Monteverdi (»acqua, acqua, acqua, acqua«), Purcell und Bach (»in Earth«). Außerdem leitet er den Franz-Schubert-Chor, mit dem er klassisches und modernes Konzertrepertoire pflegt.
In den neunziger Jahren vertiefte er seine Sicht auf die physischen Voraussetzungen des darstellenden Spiels. Lehrer wie Yoshi Oida (Paris) und Kristin Linklater (New York) haben ihn veranlasst, die Probenprozesse und Arbeitsbedingungen von Sängern und Schauspielern analytisch zu hinterfragen. In der von ihm mitgegründeten Hamburg Opera Group erprobte er seine neuen Mittel.
Heute ist Michael Petermann künstlerischer Leiter von Weisser Rausch Musik und Theater. Er gehört zum Kreis der autorisierten Linklater-Trainer in deutscher Sprache. Seine Formation Weisser Rausch vereint darstellende Künstler unter dem Dach eines institutionell unabhängigen Freien Theaters. Sie wirkte mit beim 79. Bachfest »Der dram(m)atische Bach« in Hamburg.

RHYS CHATHAM: GUITAR TRIO (1977)

Moxi Beidenegl, Robert Engelbrecht, Ignatz, Peter Imig: E-Gitarren

Rhys Chatham wurde 1952 in New York geboren. Kompositionsstudien betrieb er unter anderem bei Morton Subotnick und La Monte Young. »Guitar Trio« ist eines der ersten Stücke, die Konzepte der minimalistischen Avantgarde (lange Dauern, statische und Obertonharmonik) mit dem Instrumentarium und der Rhythmik von Rockmusik kombinierten. In der Folge arbeitete er mit Besetzungen von bis zu 100 E-Gitarren. Chatham lebt in Paris, wo er 2005 ein neues Werk für 400 E-Gitarren in der Kirche Sacre-Coeur aufführte.

DUO CONFUSION: BOBEOBIE
ein Spektakel für Sängerin & Computer
frei nach Texten von Velimir Chlebnikov (1885-1922)

Marcia Lemke-Kern, Schauspiel/Sopran
Sascha Lino Lemke, Computer

Velimer Chlebnikov (1885-1922) war einer der aufregendsten und experimentierfreudigsten Dichter des frühen 20.Jahrhunderts, der vieles vorausgenommen hat, das später von Autoren der Wiener Gruppe, der konkreten Poesie oder dem Surrealismus neu erfunden wurde. Sein visionäres Schaffen, das zu seinen Lebzeiten kaum publiziert wurde, übte Einfluß auf literarische Größen wie Majakowski und dann posthum auf Celan, Enzensberger, Jandl, Mayröcker und viele andere aus.
»Himbellinster spymbellipsen« – Ein Lautgedicht, das von den Reizen, der Heiterkeit und auch der Oberflächlichkeit jugendlicher Liebe handelt… Vielleicht ein Liebeszauberspruch mit phantasiereichen Wortschöpfungen, die teilweise Bruchstücke (bisweilen zusätzlich verfremdeter) existierender Worte kombinieren. Man könnte »Himmel«,» Liebe«, »Lippen«, .. verstehen
»Wurzelszene« – Eine science-fiction-ähnliche Geschichte der (damaligen) Unmöglichkeiten. Möglicherweise über eine Expedition mit einem futuristischen Unterseeboot, das mysteriöse »Aufnahmen« macht. Der größte Erfolg: Das Orten des Kichern des Feinds auf der anderen Seite des Erdballs.
Der Text geht hier in Ausschnitte aus den verrückten, quasi mathematisch-statistischen Geschichtsbetrachtungen Chlebnikovs über, in denen er Erklärungen für die Zeitpunkte wichtiger weltgeschichtlicher Ereignisse sucht.
» Leli« – Ein drittes, düsteres Lautgedicht. Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Trauer.
»Bobeobi« – Ein Lautgedicht, in dem Chlebnikov mit zahlreichen klangreichen Wortschöpfungen ein Frauengesicht besingt. Es wird v.a. als Klangmaterial benutzt. Einzelne Fragmente tauchen wie Wrackteile im Strom auf.
»Der Sinnsang vom Sinn« – Ein »Gedicht« aus dem zentralen Theaterstück Chlebnikovs: »Zangesi«. Dieses Gedicht ist voller Wortspielereien und Wortneubildungen, die sich teilweise auf eine Phantasiesprache Chlebnikovs beziehen. Die vier Teile wurden in vier sehr unterschiedliche Szenen umgearbeitet und in äußerst freier Art und Weise vertont.

BRIAN FERNEYHOUGH: Trittico per G.S.

für Kontrabass solo
John Eckhardt, Kontrabass

Eigentlich inspiriert von zyklischen, literarischen Formkonzepten der großartigen Autorin Gertrude Stein, erinnert Brian Ferneyhough’s “Trittico per G.S.” in seiner Komplexität auch an Joyces “Ulysses” (und besonders an den berühmten Schlussmonolog der Molly Bloom): Die extrem (!) feinen Abstufungen aller musikalischen Parameter lassen aus unterschiedlichen, zwar gleichzeitig verlaufenden, aber abwechselnd dominierenden Gedankensträngen und Materialien eine vielschichtige Welt aus Vorder- und Hintergründen entstehen. Selbstverständlich ist Ferneyhough auch seinem Ruf treu geblieben, das bis dato komplizierteste Solostück für ein jeweiliges Instrument zu schreiben. Very 3D, indeed. “. . . and yes I said yes I will Yes”. (j.e.)

John Eckhardt begann während seiner Schulzeit als E-Bassist in Funk Bands. Nach seinem klassischen Kontrabass-Studium an der Musikhochschule Lübeck sowie zahlreichen Jazz-Projekten konzentrierte er sich zunehmend auf die verschiedenen Formen der modernen Musik – komponiert, improvisiert sowie in Verbindung mit Elektronik. Nach zwei Jahren als Stipendiat des DAAD in den USA bei Robert Black an der University of Hartford kehrte er nach Deutschland zurück.
Neben verschiedenen Soloprojekten bildete während der letzten Jahre die Arbeit in Ensembles der neuen Musik einen Schwerpunkt in der Arbeit von John Eckhardt. Er ist Mitglied in einer Reihe von Gruppen und trat wiederholt als Gast in international etablierten Gruppen wie dem Ensemble Modern, dem Klangforum Wien oder der musikFabrik nrw auf. Außerdem arbeitet er an der Verbindung klassischer Instrumente mit Live-Elektronik mittels selbst entwickelter Software, realisierte Kompositionsprojekte zwischen Neuer Musik und Drum’nBass sowie Klanginstallationen. John Eckhardt lebt unterwegs und in Hamburg, in Hörweite des Hafens.

MANFRED STAHNKE
Ana B Chronicles

für Violoncello solo

das stück ist ein “anachronistischer” kommentar auf die schöne alte tonale
musik, ein ABC in dur und moll… in die tiefe der zeit…

es ist eine bearbeitung eines duos für violoncello und zithern “The Alps
Blues Clone”. also ist in “Ana B Chronicles” auch ein hauch Blues und ein
hauch Alpen.

John Cage (1912-1992)
Solo for Voice 2
(1960)
&
Piano Duet
aus Cartridge Music (1960)

Moxi Beidenegl – Stimme
Ignatz, Robert Engelbrecht – verstärktes Klavier

Eine Simultanaufführung zweier unabhängiger Stücke: das einzige, was koordiniert ist, ist die Dauer (in diesem Fall 10 Minuten).
Die Partituren dieser Stücke bestehen aus Folien mit graphischen Symbolen, die in beliebigen Konstellationen übereinanderzulegen sind. Die Interpreten müssen sich daraus nach den Anweisungen des Komponisten eine eigene Aktionspartitur erstellen, idealerweise für jede Aufführung neu.
Die Originalversion von “Cartridge Music” (eines der ersten live-elektronischen Stücke überhaupt) benutzt Tonköpfe von Plattenspielern (‘cartridges’), um Nadeln und andere kleine Gegenstände zu verstärken. Die Partitur kann allerdings auch für andere Klangquellen adaptiert werden, und Cage erwähnt in der Partitur explizit u. a. das “Piano Duet”.
Die Spieler erzeugen nicht nur Klänge, sondern verändern auch Lautstärke und Klangfarbe. Das kann zu Klängen führen, die normalerweise als störend empfunden werden: Verstärkerbrummen, Rückkopplungen usw. Aber: “they are to be accepted in this situation.”

Robert Engelbrecht
Drohne 3

für elektrische Gitarre und Solo-Instrument (1999-…)

Robert Engelbrecht – Violoncello, E-Gitarre

Eine E-Gitarre wird in Rückkopplung versetzt. Der Solist reagiert auf den Klang und beeinflusst dadurch wiederum das Schwingungsverhalten der Gitarre.
Der harmonische Grundbereich wird durch die Stimmung der Gitarre festgelegt (reine Stimmung, um optimale Resonanz zwischen den Saiten zu erzielen). Welche (Ober-)Töne oder Akkorde jeweils hervortreten, hängt von vielen Faktoren ab und ist nicht endgültig vorherzusagen. Verschiedene Aspekte des Stückes wie der gesamten “Drohnen”-Reihe sind inspiriert von John Cage, Alvin Lucier, Phill Niblock und La Monte Young. Dank an Charles Curtis und Peter Imig.

Robert Engelbrecht lebt seit 1972 in und um Hamburg. Studium der Musikwissenschaft, daneben elektronische Musik bei Helmut W. Erdmann. Spielt und schreibt für Spalt, Nelly Boyd uvm.

Jan Feddersen
Quartett (2004/06) UA

für Violine, Cello, Fender Rhodes & präpariertes Klavier

Nelly Boyd Kreis
Robert Engelbrecht, Violoncello
Jan Feddersen, Klavier
Peter Imig, Violine

Als Gast: Jan Dvorak, Rhodes

Gesten und Figuren in unterschiedlichen zeitlichen Abständen.
Eine grundsätzliche Betrachtung über Wiederholung und Veränderung, Zusammenklang und Verklingen.

Jan Feddersen studierte Komposition in Hamburg, Glasgow und New York. Für seine Kompositionen erhielt er mehrere Auszeichnungen, darunter den 1. Preis der Sommerlichen Musiktage Hitzacker 1996 und den New Yorker Nicolas Flagello Award 1998. Im Jahr 1999 war er Composer in residence am Center for Contemporary Art in Glasgow, 2001 Stipendiat der Stiftung Kulturfonds Berlin, im November 2003 wurde er mit seinen Kompositionen zum 8. »Festival de musica contemporánea« in Bogota, Kolumbien, eingeladen, 2005 war er als Gast des Goetheinstituts in Chile. Seine akustischen und elektronischen Werke werden in Europa, Südamerika und den USA aufgeführt. Er lebt und arbeitet in Hamburg und Berlin.