INSTALLATIONEN

vor hinter neben <mir> unter über auf
Animation: Ina Hattebier
Sound: Michael Döhnert

Mit der Kamera unterwegs begegne ich Dingen, die unfreiwillig selbstständig geworden sind. Sie haben ihren Besitzer verloren und sind plötzlich nicht mehr mobil. Statt mitgeführt zu werden, liegen oder hängen sie nun an fremdem Ort herum. Einige wirken wie ausgestellt: Ein mitfühlender Dingweltschätzer hat ihnen einen exponierten Platz zugewiesen und sie so zu einem Objekt gemacht, das wiedergefunden werden will.

Manche Dinge sind absichtlich zurückgelassen – offensichtlich obsolet geworden. Ihrer Funktion verlustig gegangen, leben sie nun von Tag zu Tag. Ich mache eine Aufnahme und nehme ihr Abbild mit, bevor die Herren in Orange sich ihrer annehmen werden.

Anderes fügt sich in Erwartung des Bildraums zu absichtsvollen Kompositionen des Alltäglichen, strebt nach Reihung, Form und Ordnung. Es drängt sich gar nicht uneitel in den Vordergrund und will etwas Besonderes sein. Diesem Ansinnen wird meist stattgegeben.

Erstaufführung als Multivisions-Projektion mit Live-Musik im Rahmen von puzzelink_evidenz.9 im August 2006.

Lene Markusen
`Nana vor dem Asylantenheim Bibby, Große Elbstraße in Hamburg am 27. April 1998 ´
11 Minuten, S-HVS auf DVD

Der Film porträtiert eine junge Frau, die auf einem Stuhl auf einer leeren Baustelle sitzt – Nana, die gelegentlich in die Kamera guckt; die meiste Zeit jedoch scheint sie zu versuchen, die Zeit tot zu schlagen: rauchend, um sich herum schauend, vielleicht auf jemanden wartend, der Platz neben ihr nehmen konnte. Im Hintergrund ist ein dreistöckiges Gebäude zu sehen; hier gehen Menschen während des ganzen Films fortwährend ein und aus. Die gesamte Szenerie ist mit Abwesenheit von Örtlichkeit, Zeit und Identität verbunden. Indem der Titel diese Angaben genau markiert entsteht ein Wiederspruch und Kommentar zur Situation.

JULLANDER: DIE MAPPE
Installation, 2006 (Laptop, Kopfhörer, Text/Musik-Loop ca. 14 min.)

»Die Mappe bestimmt unseren Blick auf die Welt.
Das unmittelbare Erleben und Tun
bemisst sich nach seiner Verwertbarkeit
als Referenz.«

»Die Mappe« ist ein Sittenbild in fünf Tracks. Eine episodische Annäherung an die endlose Optimierung der eigenen Biografie. An den Umbruch der Arbeitsformen. An die prekäre Lage einer privilegierten Generation.
Nach drei Alben ist »Die Mappe« die erste Installation der Hamburger Gruppe Jullander (Jens-Rainer Berg, Jochen Brandt, Arne Kittler, Andi Schoon).

PETER IMIG: JAGDSZENE
Klanginstallation, 2005

Die Klanginstallation behandelt das Thema der einzelnen Frequenzen im »Tonraum« und deren Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Zeit und Ort beim Zuhörer. Die Klänge basieren auf einer Grundfrequenz von 192 Hz und werden in »Reiner Stimmung« gespielt, einem Stimmungssystem, das sich an den natürlichen akustischen Gegebenheiten der Physik orientiert.
Lang anhaltende Töne (sog. »Drones«) sind aus der indischen Musiktradition bekannt. Dort ist der »Bordun« Basis- und Referenzton der jeweiligen Skala eines Raga, bzw. der jeweiligen Komposition oder Hauptmelodie eines Musikstücks. Zeitgenössische Komponisten in Europa und den USA bedienen sich seit den 50er/60er Jahren der Idee einer andauernden Grundfrequenz in der indischen Musik im Kontext der Neuen Musik, speziell »Minimal Music«. Das in einem einzigen Ton vorhandene Frequenzspektrum wird durch die zeitliche Auflösung von Melodie und Harmonie (im Kontrapunktischen Sinne) hörbar gemacht.
Die Umsetzung der Klanginstallation »Jagdszene« erfolgte mit unmodulierten Klängen, die im oben beschriebenen System der »Reinen Stimmung« zueinander in präzisen Verhältnissen gestimmt sind und in der jeweiligen Kombination (z.B. 3/2 oder 9/8) bestimmte »Schwingungsmuster« ergeben.